Enzyklopadie des Eisenbahnwesens

GEGENKRÜMMUNGEN

Gegenkrümmungen(reverse curves; contrecourbes; controcurve),Gleisstrecken, die aus zwei Bogenstücken von entgegengesetzter Richtung und einer diese verbindenden kurzen Zwischengeraden bestehen. Die Überhöhung des äußeren Schienenstranges im Bogen muß im Bogenanfang bereits das volle Maß erreichen, beginnt daher schon in der Geraden und wird mittels einer sanft ansteigenden Rampe auf das für den betreffenden Bogenhalbmesser vorgeschriebene Maß gebracht (s. Überhöhung). Bei G. sind zwei solche Überhöhungsrampen vorhanden, die nach entgegengesetzten Richtungen ansteigen. Um nun starke Stöße und seitliche Schwankungen der Fahrzeuge hintanzuhalten, muß zwischen den beiden Überhöhungsrampen ein gerades Gleisstück ohne jede Überhöhung eingeschaltet werden, dessen Länge mit Rücksicht auf die Fahrgeschwindigkeit und den Radstand der verkehrenden Fahrzeuge zu bemessen ist.

Dementsprechend schreibt § 29, Abs. 3 der TV., vor:

»Bei Neubauten sind entgegengesetzte Krümmungen der Hauptgleise durch eine Gerade zu verbinden, die zwischen den Überhöhungsrampen bei Hauptbahnen mindestens 30m,bei Nebenbahnen mindestens 10mlang sein muß.«

Bei Weichenkrümmungen soll nach § 39 der TV. zwischen G. eines Verbindungsgleises zweier Weichen eine Gerade von wenigstens 6∙0mliegen. Vor Weichen, die aus gekrümmten Gleisen in entgegengesetztem Sinne abzweigen und von Zügen gegen die Spitze befahren werden, soll ebenfalls eine mindestens 6∙0mlange Gerade eingelegt werden. Für Lokalbahnen schreibt § 22, Abs. 4 der Grz., eine 10mlange Zwischengerade zwischen den Überhöhungsrampen vor.

Die Einschaltung einer G. wird insbesondere dort unvermeidlich, wo der Abstand gerader Parallelgleise vergrößert oder verkleinert werden muß, beispielsweise bei der Einfahrt in Stationen, vor offenen Brücken u.s.w. In solchen Fällen kann zur Ermittlung der günstigsten G. die nachstehende Erwägung dienen.

Stelltd(Abb. 201) das Maß der Gleisverschiebung dar,gdie Länge der ohne Überhöhung einzuschaltenden Zwischengeraden,R1undR2gewählte Halbmesser, so bestehen die Beziehungen:


(g+t1+t2) sin α =d1


t1=R1tg α/2 2


t2=R2tg α/2 3


Die Auflösung dieser Gleichung ergibt:



In der Regel wird manR1=R2annehmen können, wodurch sich einfachere Werte fürtund tg α/2 ergeben.

Literatur:Zentralbl. d. Bauverw. 1906; Organ f.d. Fortschritte des Eisenbahnwesens 1912, Heft 5, S. 86.

Pollak.

Abb. 201.

  1. gegenkrümmungeneinander sehr nahe tretende Krmmungen der Bahnlinie nach entgegengesetzten Seiten s. Krmmungi Krmmungsverhltnissei...Lexikon der gesamten Technik